Baby Led Weaning im Krabbelgruppen-Wahnsinn

Wahrscheinlich kennt jeder Krabbelgruppen-Teilnehmer diese Beikost-Diskussionen im ersten Babyjahr. Immer wieder wird verglichen: wie macht ihr das?, Funktioniert das? Isst dein Baby gut, wieso wenn ja, wieso wenn nein? u.s.w

Eine Frage wird dabei besonders oft gestellt: wie viele und welche Stillmahlzeiten habt ihr schon ersetzt? Diese Information schien gemeinhin als Maßstab für das erfolgreiche Abstillen.

Wir haben von Anfang an (nach 7 Monaten) feste Nahrung angeboten und sind damit super gefahren. Stillmahlzeiten wurden nicht ersetzt, das war gerade der Clou. Beim BLW geht es eben darum die Beikost langsam einzuführen, und vor allem darum das Baby das Tempo bestimmen zu lassen (meist bedeutet dies langsam im Vergleich zur Breikost).

Wenn ich heute in Babyforen unterwegs bin, begegnet mir immer wieder die Frage nach den Stillmahlzeiten. Die Leute scheinen sich nicht davon lösen zu können, dass es bei der Babyernährung einen festen Plan geben muss. Ich frage mich woher das kommt.

Gleichzeitig gibt es immer wieder Nörgler, die meinen „alles neumodischer Kram, wir brauchen keine Anglizismen für Dinge, die wir schon immer so gemacht haben“. Offensichtlich brauchen wir dies eben doch. Als Motte geboren war studierte ich diverse Babybücher über Ernährung und in wirklich jedem Buch gab es einen Plan über die Beikosteinführung. Hier wurde jedes Baby über einen Kamm geschert, für absolut jedes Baby gab es hier einen genauen Plan, der einzuhalten war. Zum Glück landete ich in einem sehr modernen Stillcafe, das gerade anfing diese Beikosteinführung, wie sie im übrigen auch die Kinderärzte von allen Kindern in meinem näheren Bekanntenkreis empfehlen, in Frage zu stellen.

Man muss erstmal den Mut aufbringen sich gegen das Gros der Baby-Literatur wenden. Ich kenne viele, denen das zu heikel war. Also: ja, wir brauchen diesen Neumodischen Kram. Wir brauchen neue, moderne Literatur zu dem Thema und Mütter, die sich im Netz darüber austauschen, denn noch ist man in den Krabbelgruppen meist einsam mit dieser Art der Babyernährung.

 

Daran geknüpft ist das für mich zweit-nervigste Thema – die Eisendiskussion:

Dass das Eisen in der Muttermilch nach 6 Monaten auf einmal nicht mehr ausreicht und Babies unbedingt Fleisch essen müssen ist so nicht bewiesen. Zwar ist weniger Eisen in Muttermilch als in Formula, aber dieses kann vom Baby viel besser aufgenommen werden (nachzulesen z.B. in „Einmal Breifrei bitte“ von Loretta Stern und Eva Nagy). Ich halte es für übertrieben, dass beim BLW ständig diese Eisendiskussion aufkommt. BLW ist gerade hier super, weil Muttermilch um das Essen herum getrunken wird und somit die Aufnahme des Eisens aus der festen Kost verbessert wird.

Mein Kinderarzt sagte mir damals auch, dass mein Baby mit 6 Monaten 5 mal am Tag Fleisch bräuchte Jajaja, was auch immer!ausserdem meinte Sie auch mir erzählen zu müssen, dass ich nach 4 Monaten Beikost geben müsse, weil ich nach 6 Monaten vielleicht nicht mehr genug Milch haben werden. Dies war ein heruntergespulter Vortrag und hörte sich an wie auf einem Hipp Workshop auswendig gelernt. Ich finde diese Entwicklung sehr bedenklich.

Zum Arbeiten: ich bin nach 8 Monaten wieder arbeiten gegangen (Papa hatte Elternzeit). Wir haben dafür gesorgt, dass immer genug Muttermilch im Haus ist. Die hat Papa dann mit einem Becher nach Bedarf gegeben. Als Mutter hat man ja Stillpausen und die habe ich zum abpumpen genutzt.
Das Stillen tagsüber hat sich recht schnell reduziert. Wurde aber eben über den Tag allmählich weniger und nicht zu einer bestimmten Mahlzeit. Mit ca. einem Jahr brauchte er tagsüber nicht mehr stillen, tat es aber am Wochenende noch ganz gerne.

Schlussendlich ist man grundsätzlich gut damit beraten Literatur zu wälzen, wenn man sich mit etwas Neuem beschäftigt, auch um mental gerüstet zu sein gegen den Druck der Krabbelgruppen-Mütter (und Väter), die einem nur Unverständnis entgegenbringen und auf Tradition setzen.

An dieser Stelle sei betont: alle Eltern, die sich von ihrem Umfeld und den unzähligen Ratgebern nicht beeindrucken lassen, sondern intuitiv handeln (egal ob sie füttern oder nicht) haben meinen größten Respekt.

 

 

2 Gedanken zu “Baby Led Weaning im Krabbelgruppen-Wahnsinn

  1. Hallo,

    wir haben das Buch gerade auch gelesen und unser Mäuschen hat sichtlich Spaß beim Selberessen. 🙂 Schön, mal von jemandem zu lesen, die auch nicht einfach „mit dem Strom schwimmen“…
    Wir wurden seit Monaten gefragt, wann unser Kind denn nun endlich richtige Nahrung bekommt und werden bestimmt auch noch so einige Sprüche kassieren, wenn Leute mitbekommen, dass wir auch bei der Ernährung nicht den konventionellen Weg gehen…
    Dank des Buches, eigener Überlegungen, eures Blogs und vor allem dem Verhalten und „Gedeihen“ unseres Kindes fühle ich mich ge/bestärkt. Ach ja…

    Liebe Grüße,
    I.M.

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    • Liebe I.M.,
      es ist für uns ein Riesen Lob , dass wir Dich mit unserem Blog in Deinem Weg bestärken konnten. Das ist der Grund für diesen Blog und das ist für mich besteht darin auch die Daseinsberechtigung dieser modernen Ratgeberbücher. Die sind im Grunde „nur“ Erfahrungsberichte, helfen einem aber heutzutage enorm dabei, wie du es nennst, gegen den Strom zu schwimmen. Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Selberessessenlassen!
      Liebe Grüße
      Mottes Mama

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